Historie

Stracken Hof – seine Geschichte

Als 1937 Prof. Josef Schepers, der Verfasser des Werkes „Haus und Hof westfälischer Bauern“, den Heimatort seiner Kollegin Maria Rörig, Endorf, hauskundlich unter die Lupe nahm, fiel seine besondere Aufmerksamkeit vor allem auf das Haus Stracke, das ihn als unzweifelhaft ältestes des Ortes, wenn nicht der ganzen Region besonders reizte. Der Hof Stracke ist also der Forschung seit langem bekannt.

1634

erfolgte die Errichtung und offensichtlich sogar der Wiederaufbau des Stracken Hofes in Endorf als Längsdeelenhaus mit steinernen Außenwänden. Der imposante Vordergiebel wurde mit einem Spitzbogentor versehen. 2 m über der Traufhöhe ist dem Steinbau ein Fachwerkoberteil mit dreifacher Vorkragung auf Stichbalken aufgesetzt. Das Baujahr wurde durch Untersuchungen des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege durch Jahrringdatierung von Balken und Sparren bestimmt. Sein Bau fällt damit in die Zeit des dreißigjährigen Krieges und ist demnach nicht nur das älteste Steinhaus in Sundern – Endorf, sondern offensichtlich im gesamten kurkölnischen Sauerland.

Falsch wäre es, in dem „Stracken Gut“ des 17. Jahrhunderts einen bloß landwirtschaftlich produzierenden Bauernhof zu sehen. Bekanntlich war Endorf in früherer Zeit kein Bauerndorf, sondern eine auf Eisenerzgewinnung und –verarbeitung gründende Bergfreiheit mit einem Bürgermeister und Siegel. Für die unmittelbare Nachkriegszeit ist überliefert, dass gerade der „Stracke“ an Geschäften der Metallgewinnung und –verarbeitung beteiligt war. Ob der „Schichtmeister Hermann Stracke“, der im Jahr 1655 zwecks Wiederinbetriebnahme mit dem Kurfürsten Max Heinrich das Bergwerk am Erbenstein bei Endorf befuhr, damals tatsächlicher Besitzer des Stracken Gutes war, müssen noch weitere familiengeschichtliche Untersuchungen zeigen. Konkreter stellen sich die Verhältnisse im Jahr 1664 dar. In diesem Jahr wurde im Herzogtum Westfalen eine Steuer auf jede einzelne Feuerstätte erhoben. Stracke war der einzige, der fünf Feuerstellen sein eigen nannte. Darunter war der einzige damals in Betrieb befindliche „Hammerherd“ Endorfs, also die Feuerstelle eines Eisenhammers.

1780

wurde das Haus etwa 5 m um ein so genanntes „Kellerfach“ verlängert, das aber seinem Namen entgegen keine eingetieften Räume aufwies: Als Keller diente vielmehr das ebenerdige Untergeschoss, während im Obergeschoss zwei große Kammern eingerichtet wurden. Dabei wurde der alte Rückgiebel abgerissen – an seine Stelle trat eine Herdwand aus Fachwerk – und der neue auf steinernem Unterhaus mit einem verbretterten Giebeldreieck versehen.

1854

Umbau des Längsdeelenhauses in ein Querdeelenhaus. Das Eingangstor und die ganze Deele wurden an die der Straße zugewandte Traufseite verlegt. Das bisherige Eingangstor/Spitzbogentor wurde vermauert.
Eine weitere Besonderheit des Hauses ist ein größerer unterkellerter Raum mit einem eingebauten Wandkamin, der seinen Rauch nicht durch einen Schornstein sondern durch ein Loch im Vordergiebel unterhalb des Fachwerkes entließ. Solche Räume, auch genannt Kemenate, waren bis in die Barockzeit typische Wohnräume der Oberschicht, wie Großbürger, Pfarrer und Adlige. Welcher oberschichtliche Gast den Raum bewohnt hat, ist bis heute noch nicht geklärt. Es gibt im Ort jedoch die Überlieferung, dass der kurfürstliche Jäger ein Wohnrecht auf Stracken Hof hatte. Dies könnte ein Ansatzpunkt für eine Erklärung sein.

1910

wurden mehrere Bühnen im Innenraum in zusätzlichem Wohnraum umgewandelt.

1949/1950

Erweiterung des Wohnteils durch den Anbau eines ausgeprägten Wohnhauses.

1999 u. 2002

bestanden intensive Bestrebungen des Westf. Amtes für
Denkmalpflege das Gebäude unter Denkmalschutz zu
stellen und eine Eintragung in die Denkmalliste der
Stadt Sundern zu bewirken. Der Stadt Sundern war
es in den Folgejahren trotz weiterer Bemühungen,
insbesondere aufgrund der Gegenwehr des damaligen
Eigentümers und später nach einer Insolvenz des
Eigentümers und damit fehlender Sanierungsperspektive,
nicht möglich die Forderung umzusetzen.

2007

Der neue Eigentümer des Stracken Hofes erhält von der Stadt Sundern die beantragte Abbruchgenehmigung. Über das Freilichtmuseum Detmold, bei dem man wegen evtl. Übernahme von Geräten nachgefragt hatte, kam die Information über den Abbruch zur Interessengemeinschaft Bauernhaus e. V., die wiederum nach weiteren Untersuchungen die historische Bedeutung des Stracken Hofes veröffentlichte.

Am 09.10.2007 wird die Interessengemeinschaft Strackenhof e. V. gegründet.

2009

Am 14.04.2009 wird der „Stracken Hof“ vorläufig und am 18.11.2009 endgültig unter Denkmalschutz gem. § 3 DSchG gestellt.